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Eine Stadt, eine ganze Region im Ausnahmezustand : Wildfremde Menschen aber doch alle im Herzen gemeinsam blau-gelb, lagen sich Sekunden vor Spielschluss in den Armen : 91 Minuten am Samstag, den 18.05.2002 im Eintrachtstadion gespielt, Mitkonkurrent Essen führt bei Absteiger Preussen Münster mit 3:1 und dann erlöst THOMAS PIORUNEK mit seinem Kopfball zum 2:1 Siegtreffer 23.500 Zuschauer, die eine Eintrittskarte für dieses Herzschlagfinale ergattern konnten. Sekunden später der Abpfiff, nachdem bereits die Tore der Süd- und Nordkurve geöffnet waren und Tausende am Spiefeldrand verharrten. Mit Tränen in den Augen umarmt Eintracht-Präsident Glogowski jeden einzelnen Spieler, Betreuer, Trainer und Vorstandskollegen, nimmt selbst Glückwünsche entgegen, denn alle wissen, dass er erst die finanzielle Basis in Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig für eine positive Zukunft der Eintracht geschaffen hat, die Mannschaft aber ihrerseits dieses mit einem Sieg und dem Aufstieg untermauern musste.
Trainerfuchs Hannes Bongartz hatte nach gewonnener Seitenwahl die Eintracht erst auf die Nordkurve stürmen lassen. Thomas und zweimal Teixeira vergaben die ersten Torchancen und dann grenzenloser Jubel, als sich die Nachricht von Essens Rückstand in Münster wie ein Lauffeuer im Stadion verbreitet. Wattenscheid nimmt das Tempo aus dem Spiel, spielt mehr zurück als nach vorn, wohlwissend dass Eintracht das Spiel machen und Tore schiessen muss. Pfiffe, als Iyodo nach 34 Spielminuten da Silva foult, Schiedsrichter Weber aber weiterspielen lässt, weichen lähmenden Entsetzen :  der Ball kommt zu Altintop, der aus gut 20 Metern abzieht, den Innenpfosten trifft und von dort ins Tor - das  0 : 1 und es kommt noch schlimmer für die Eintracht, denn Daniel Teixeira nach einem Foul bereits behandelt, muss ausgewechselt werden. Neu im Spiel Torfabrik No.2, Dirk Weetendorf. 40. Spielminute, grenzenloser Jubel, denn nach Doppelpass mit Nadj spielt Kosta Rodrigues mustergültig quer zum freistehenden Weetendorf, der nur noch zum 1:1 einzuschieben braucht.
Nach dem Seitenwechsel ist die Eintracht weiter überlegen, spielbestimmend aber ohne grosse Torchancen. Im Gegenteil : zweimal läuft der Wattenscheider Iyodo in den letzten 7 Minuten allein auf Torwart Zimmermann zu, weil Eintracht mit Mann und Maus im Vorwärtsgang ist, einmal pariert Zimmermann glänzend, beim zweiten Mal geht der Ball knapp vorbei. 3 Minuten Verlängerung zeigt der Schiedsrichter an, alles nach vorn, alle Auswechselspieler am Spielfeldrand, Trainer und Manager beordern alles in den gegnerischen Strafraum, aber als Eigner scheitert, liegt Coach Vollmann enttäuscht am Boden. Letzter Angriff, letzte Flanke von links von Sascha Hörster, Bernd Eigner verlängert und Thomas Piorunek schreibt Eintracht-Geschichte : Kopfball rechts oben in den Winkel zum 2 :1. Kurzer Wiederanpfiff, Abpfiff und Tausende sind auf dem Platz und feiern den Aufstieg in die zweite Liga und die Aufstiegshelden.
"Gern geschehen", sagt später Thomas Piorunek, als Stefanie sich noch einmal bedanken will :
THOMAS PIORUNEK HAT UNS SEIN SPIELTRIKOT GESCHENKT. Die meisten anderen Spieler wie Jan Schanda erreichen den Spielertunnel glücklich, aber nur noch in Unterhose. Und dann beginnt eine Feier, die zu Meisterzeiten auch nicht euphorischer gewesen sein kann. Keiner der 23.500 Zuschauer verlässt das Stadion. Egal ob auf der Tribüne, im VIP-Bereich und auf dem Rasen warten alle geduldig auf die Aufstiegshelden, die sich dann ihren Fans präsentieren.
Eine lange Nacht in Blau-Gelb nimmt Ihren Anfang.
Als schlechter Verlierer erweist sich dann Essens Trainer Harry Pleß am Ende der Fernsehübertragung, auf Videoleinwand und Fernseher im VIP-Raum zu verfolgen, als er seine Mannschaft als wahren Aufsteiger sieht und auf die der Eintracht zugesprochenen Punkte aus
Bremen und den eigenen Punktabzug verweist. Grösse auch in der Niederlage sollte er sich besser bei seinem Trainerkollegen Klaus Toppmöller abschauen...... .
Ob ein gastgebender Verein den Essener Fans noch einmal 10.000 Eintrittskarten zur Verfügung stellt, ist eine andere Frage, nach den Verwüstungen im Preussenstadion in Münster. Das Erzgebirgestadion in Aue hat trotz Niederlage und über 5.000 anwesenden Eintrachtfans keinen Schaden genommen...... !

©Matthias Schumacher/AgenturSchumacher 2002